Heiße Tage, literarische Nächte
Die besten Bücher für den Urlaub sind die, deren Geschichte am Ferienort selbst stattfindet. Als ich vor ein paar Jahren auf einer Flusskreuzfahrt den Nil hinaufschipperte, las wirklich jeder – wie konnte es anders sein – Agatha Christies Der Tod auf dem Nil. Keine Sorge, wir kamen vollzählig an … ???? Ein anderes Mal, in Lissabon, hatte ich The Arm of the Starfish von Madeleine L’Engle im Gepäck, um auf den Spuren der Hauptfigur durch die Stadt zu wandeln. Und in London zog ich mit einer dankenswert geduldigen Freundin von einem Schauplatz zum anderen, immer in den Fußstapfen von Lord Peter Wimsey aus den Büchern von Dorothy L. Sayers.
Im Urlaub kann man sein Lesedefizit abbauen und sich endlich hingebungsvoll und ohne die Ablenkungen des Alltags anspruchsvolleren Büchern widmen. Da ich ohnehin ständig Pläne schmiede, wie ich endlich einen der Wälzer in meinem Bücherregal in Angriff nehmen könnte, liegt der Gedanke nicht fern, ihn einfach einzupacken – denn wenn ich ihn schon dabeihabe, werde ich ihn ja wohl lesen, oder? Nun, sagen wir so: Am Ende bin ich jedes Mal wieder erstaunt, was man nicht so alles tut, um etwas anderes nicht zu tun … Am Samstag starte ich in Richtung Porto, dieses Mal ohne Lektüre mit passendem Lokalkolorit. Ich will aber unbedingt Effi Briest und ein Buch von James Michener lesen, das schon seit einigen Jahrzehnten in meinem Bücherregal steht. Drücken Sie mir die Daumen, dass ich wenigstens dieses Mal die nötige Disziplin aufbringe …
Hier noch einige persönliche Leseempfehlungen meiner Kollegen:
- Die Chroniken von Thomas Covenant ist eine Fantasy-Romanserie von Stephen R. Donaldson. Wenn Sie die komplette Serie lesen wollen, muss Ihr Urlaub allerdings etwas länger ausfallen: Auf die erste Trilogie folgte eine weitere und dann gibt es noch eine finale Trilogie! Mich fasziniert an diesen Büchern das Spiel mit dem Genre: Weder der Leser noch die Hauptfigur weiß je so recht, ob die Geschehnisse real sind oder nicht. Eskapismus vom Feinsten! Richard Peters
- In der wahren Geschichte Mit dem Kühlschrank durch Irland beschreibt Tony Hawks seine Reise per Anhalter durch Irland mit einem etwas ungewöhnlichen Weggefährten – einem Kühlschrank. Eine ideale, sehr unterhaltsame Urlaubslektüre, die einfach Lust auf’s Reisen macht, egal wohin und ob mit oder ohne Haushaltsgerät. Chrissie Brockmann
- Ich lese im Prinzip jeden Sommer dasselbe Buch: Wer die Nachtigall stört von Harper Lee, das 1960 erstmals veröffentlicht wurde. Ich finde es so erstaunlich, dass sich ein Buch über sehr ernsthafte Themen im Grunde zugleich mit der Kindheit auseinandersetzt. Allein beim Gedanken an bestimmte Szenen bekomme ich Gänsehaut. Colin Rae
- Diesen Sommer lese ich nochmal eines meiner Lieblingsbücher, diesmal in der Neuübersetzung: In Wassermusik verwebt T. C. Boyle den historisch belegten Bericht des schottischen Afrikareisenden Mungo Park mit der fiktiven Geschichte eines schlitzohrigen Trickbetrügers aus London. Ich habe dieses farbenprächtige, urkomische Buch zufällig in der Bibliothek eines peruanischen Hostels entdeckt und mich mit meinem Reisebegleiter ständig darüber gestritten, wer als nächster weiterlesen darf. Julia Harwardt