Auf die Plätze, fertig … halt!

Posted Juli 17, 2019

Englisch

Von Kristin Fehlauer

Aus dem Englischen von Julia Harwardt

Es ist soweit. Wochenlang habe ich dafür trainiert. Habe die körperlichen Belastungen ertragen, mich selbst angefeuert, in meine Ausrüstung investiert, mein Training geplant ­– jetzt wird es ernst. Gleich gehe ich beim Münchner Unternehmenslauf B2Run über 6 Kilometer und damit erstmals bei einem organisierten Laufevent an den Start. Für Klein Wolf Peters sind vier Kolleginnen und Kollegen dabei: Zwei sind langjährige Hobbyjogger, zwei mehr oder minder blutige Anfänger. Ich gehöre definitiv zur zweiten Kategorie.

Mit dem Laufen habe ich letzten Herbst begonnen – eigentlich als Ausdauertraining für meinen Hauptsport, Krav Maga. Eine Freundin empfahl einen Podcast des britischen Gesundheitsdienstes NHS, der Lauf-Neulinge auf ihrem Weg zum 5-km-Run begleitet. Über neun Wochen hinweg stehen jede Woche drei Trainingseinheiten mit Geh- und Laufabschnitten auf dem Programm, wobei das Verhältnis von Lauf- zu Gehetappen stetig wächst. Obendrauf gibt es Tipps zur Technik und die passende Musik, um das Tempo zu halten.

Mir hat der Podcast sehr geholfen. Ich habe die vollen neun Wochen durchgehalten, ziemlich schnell gute Fortschritte gemacht und auch das berühmte „Runner’s High“ während und nach dem Training erlebt. Aber dann begann mein rechtes Knie aufzumucken. Nicht, dass es mir wirklich Schmerzen bereitet hätte, aber irgendwie fühlte es sich, nun ja, „komisch“ an. Mein Schwager empfahl mir dringend, mich nach jedem Training ausgiebig zu dehnen (was ich auch tat), und laut meiner Orthopädin war (zum Glück!) auch nicht der Meniskus das Problem, sondern meine Kniescheibe, die anscheinend nicht ganz dort war, wo sie sein sollte. Einige Übungen zur Stabilisierung sollten das Problem lösen.

Irgendwann in dieser Zeit erzählte mir unsere Laufexpertin im Team, meine Kollegin Jess Crutchley, von dem Anfängerprogramm ihrer Laufgruppe: Dabei wird zwei Anfängern ein gemeinsamer „Buddy“ zugeteilt, der mit ihnen trainiert, ihre Fragen beantwortet, sie anspornt usw. – und ich meldete mich gleich an. Mein Buddy war einfach großartig und lieferte mir erste Einblicke in die Welt der Amateurläufer, und auch der Rest der Gruppe war eine große Unterstützung. Mit ihnen schaffte ich schließlich erstmals 8 Kilometer – die längste Strecke, die ich je gelaufen bin.

Mein Training lief also wirklich gut, bis die „Katastrophe“ passierte – in meinem Fall waren es drei Wochen Urlaub. Während dieser zwar wunderbaren Zeit mit meiner Familie in den USA ging meine Trainingsroutine ziemlich in die Binsen, und ich schaffte gerade einmal drei Laufeinheiten (die letzte auch nur zu einem Drittel, da ich von meinem sechsjährigen Neffen begleitet wurde). Wieder in München, fiel mir die Rückkehr in den Trainingsrhythmus recht schwer. Glücklicherweise stärken mir meine Kollegen den Rücken; gemeinsam gehen wir mittags hin und wieder eine Runde Laufen, um uns auf unseren großen Tag vorzubereiten. Dennoch hinke ich meinem Trainingsprogramm hinterher – was mit einem schmerzenden rechten Knie nach jedem Lauf auch wörtlich zu verstehen ist.

Das ist also der Stand der Dinge am Tag der Entscheidung: Meine Trainingsroutine lässt zu wünschen übrig, dazu habe ich leichte Gelenkschmerzen und mein letzter Lauf über 4,5 km ist auch schon einen guten Monat her. Und jetzt stehe ich vor einer 6-km-Strecke mit Tausenden Mitstreitern – ich bin gespannt, wie es ausgeht …

Update: Geschafft! Ich habe die 6 Kilometer in gut 45 Minuten und damit etwa in der erwarteten Zeit hinter mich gebracht! Das Wetter ließ uns auch nicht im Stich, und es war überwältigend zu sehen, wie viele Unternehmen teilnahmen. Das Highlight war aber, dass unser Team – neben einigen anderen – an der Startlinie namentlich angekündigt wurde: Jess hatte es nämlich geschafft, die Aufmerksamkeit des Ansagers diskret auf unser Firmenlogo auf den Shirts zu lenken, und er las den Namen tatsächlich laut vor! Zwar wurden wir anfänglich für Finanzberater gehalten, konnten diesen Irrtum aber schnell aufklären und freuten uns natürlich immens, als wir dem Publikum mit vollem Namen und unserem Tätigkeitsgebiet vorgestellt wurden. Unser erster Firmenlauf hat sich also in jeder Hinsicht gelohnt!

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