Aus der Zeilenschmiede: Maria Wolf
In dieser Ausgabe: Maria Wolf, Managing Director, Translator and Interpreter
- Was hast Du Dir für 2021 vorgenommen?
Nichts, was ich mir nicht schon für 2020 – und all die Jahre zuvor – vorgenommen hätte: unseren Kunden immer wieder mit erstklassigem Service das Leben zu erleichtern und selbst ein besserer Mensch zu werden.
Ansonsten hege ich eher Hoffnungen: wieder unbeschwert reisen, Freunde besuchen, ans Meer und in die Berge auch außerhalb Deutschlands fahren und das Gastronomie- und Kulturleben durch rege Inanspruchnahme wiederbeleben zu können.
- Hast du im Zuge deiner beruflichen Laufbahn Veränderungen im Sprachgebrauch beobachtet?
Eine einschneidende Veränderung war sicherlich die Rechtschreibreform der deutschen Sprache von 1996. Es sollte eine Vereinfachung werden, aber die zahlreichen Überarbeitungen in den Folgejahren (2004, 2006, 2011, 2017 und 2018) und der heftige Widerstand von Verlagen und Zeitungen zeigen, wie kompliziert eine schlecht durchdachte Vereinfachung werden kann. Für Lernende und Lehrende ist es durch die Reform nicht einfacher geworden. Die vielen schwer nachzuvollziehenden Ungereimtheiten muss man sich genauso stupide einprägen wie früher die phonetischen Stolpersteine der Orthographie. Ein Beispiel für die logischen Widersprüche: Laut Rechtschreibreform steht der Schankwirt in der Schänke am Ausschank, doch statt Bier auszuschänken, soll er es ausschenken, was nichts mit verschenken zu tun haben soll. Schade, das wäre wenigstens ein Trost.
- Welchen Tiernamen magst du am liebsten in seiner wortwörtlichen Bedeutung?
Kuscheltier. Allein schon das Wort umschmeichelt einen lautmalerisch mit Wärme und Geborgenheit. Sie behaupten, das sei kein echtes Tier? Unsinn, meine Kuscheltiere hatten alle ein reges Eigenleben.
- Ist das Glas halbvoll oder halbleer?
Wichtig ist, was schon oder noch im Glas ist. Darin liegt die Kraft.
- Homeoffice: Top oder Flop?
Ich habe den überwiegenden Teil meines Berufslebens im Homeoffice gearbeitet. Für mich ist das das Paradies. Was ich vermisse, sind die Veranstaltungen und Konferenzen, auf denen man Menschen begegnet, mit ihnen lacht und ernste Dinge bespricht, isst und trinkt und sie dreidimensional erlebt. Manchmal habe ich den Eindruck, dass Besprechungen und Beziehungen durch die Zweidimensionalität der Online-Begegnungen auf Dauer tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes etwas oberflächlich werden.
- See oder Meer?
Ich bin lieber auf einem See als auf dem Meer, aber lieber am Meer als am See. Im Meer bin ich aber genauso gerne wie im See. Kurz: in jedem Fall mehr See und mehr Meer als von beidem zu wenig.