Die Kunst der Sinnsuche

Posted Januar 14, 2019

Englisch

Von Colin Rae, aus dem Englischen von Julia Harwardt

Star Wars ­ist nicht nur ein Meilenstein der Filmgeschichte, sondern auch einer der Filme, den meine Schwester und ich in unserer Kindheit – wie so viele unserer Generation – wieder und immer wieder angesehen haben. Als ich den Film später mit den Augen und Ohren eines Erwachsenen nochmal anschaute, fiel mir auf, wie viele Dialoge mir als Kind entgangen waren, weil ich sie schlicht nicht verstand. Ich erinnere mich aber, dass wir die Laute in unseren Köpfen so lange zurechtdrehten, bis sie eine uns sinnvoll erscheinende Bedeutung erlangten.

Zugegebenermaßen laufen die mitunter recht sperrigen Dialoge häufig in einem hohen Tempo ab, und die Geräuschkulisse tut ihr Übriges. Bereits bei den Dreharbeiten beschwerte sich Harrison Ford, als er wieder einmal an einem holprigen Text scheiterte, bei George Lucas: „Verdammt, George, so etwas kann man schreiben, aber das kann doch kein Mensch aussprechen.“ Da gibt es zum Beispiel diese eine Szene, in der der Millennium Falke von feindlichen Truppen verfolgt wird und Luke Skywalker zu Han Solo sagt: „Why don’t you outrun them, I thought you said this thing was fast.“ („Warum hängst du sie nicht ab, ich dachte, die Kiste sei so schnell?!?“) Meine Schwester und ich hörten den ersten Teil als „Waidorntschatrunnum“, und da wir nicht wussten, was das bedeuten soll, beschlossen wir, dass das wohl ein Begriff ist, mit dem man im Star-Wars-Universum seine Unzufriedenheit oder Überraschung zum Ausdruck bringt.

Ein anderes Beispiel aus dem Film ist der Befehl „Lock X-foils in attack positions“, mit dem die Piloten der X-Wing-Starfighter vor Verfolgungsjagden angewiesen werden, ihre Flügel in Angriffsposition zu bringen. Ich hörte jedoch „Luck as falls in attack positions” (etwa: „Möge das Glück in Angriffsposition mit euch sein“) und dachte, dass der Geschwaderführer seinen Mannen damit Glück für den Kampf wünschen wollte. Wieder einmal hatte mein Gehirn das Gehörte so lange zurechtgedreht, bis ich mir irgendwie einen Reim darauf machen konnte.

Unser Gehirn: der große Taschenspieler

Weil unser Gehirn ständig derartige Pirouetten vollführt, ist es gerade beim Korrekturlesen manchmal schwer, Schreibfehler nicht zu übersehen. Seit einigen Jahren greift auch die Werbebranche auf dieses Phänomen zurück, zu sehen beispielsweise am Schriftzug FCUK des britischen Modelabels French Connection. Zudem ist mittlerweile bekannt, dass wir selbst längere Texte auch dann verstehen, wenn die Buchstaben vertauscht wurden. Vielleicht erinnern Sie sich in diesem Zusammenhang ja noch an folgendes Mem, das vor einigen Jahren die Runde machte:

Luat enier sidtue an eienr elgnhcsien uvrsnäiett, ist es eagl in wcheler rhnfgeeloie die bstuchbaen in eniem wrot snid. das eniizg whictgie ist, dsas der etrse und der lztete bstuchbae am rtigeichn paltz snid.

Während die Quelle dieser Erkenntnis fraglich ist, ändert sich nichts an der Richtigkeit der Kernaussage: Die Reihenfolge der Buchstaben entscheidet nicht zwangsläufig darüber, ob wir einen Text lesen und verstehen können oder nicht – obwohl ein Forscher der Universität Cambridge in seinem Artikel darauf verweist, dass eine veränderte Reihenfolge durchaus den Lesefluss beeinträchtigt.

Stellen Sie sich nun also vor, Ihnen liegt ein Dokument mit 200 Seiten zur Korrektur vor: Wie verhindern Sie, dass Ihr Gehirn leichtfertig über Fehler hinwegliest? Eine Kollegin von mir entdeckte kürzlich folgenden Tipp: Je vertrauter uns ein Text ist, desto leichter überfliegen wir ganze Textpassagen und übersehen Tipp- und Grammatikfehler. Wenn man jedoch eine ungewohnte Schriftart oder -größe wählt, ist man gezwungen, jedes Wort und jeden Buchstaben sorgfältig zu lesen. Eine andere Möglichkeit ist es, den Text laut vorzulesen.

Bei der Korrektur einer PowerPoint-Präsentation möchte ich mir aber nicht mit verschiedenen Schriftarten und -größen das Layout ruinieren, und den Text laut vorzulesen, wäre gegenüber meinen Kollegen im Büro nicht eben rücksichtsvoll. Daher bleibt mir nur, den Text in Ruhe zu überarbeiten, regelmäßig eine Pause einzulegen und einen Kollegen nochmals gegenlesen zu lassen – was wir bei Klein Wolf Peters ohnehin standardmäßig tun. Ich persönlich mag diese fast schon fanatische Suche nach kleinsten Fehlern, denn wenn ich weiß, dass jeder Buchstabe und jedes Satzzeichen sorgfältig geprüft wurden, kann ich das Ergebnis beruhigt an den Kunden liefern.

Hbean acuh Sie eninen Tpip für die prefktee Kroretkur?



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