Aus der Zeilenschmiede: Richard Peters
In dieser Ausgabe: Richard Peters, Managing Director
- Was hast Du Dir für 2021 vorgenommen?
Ich bin kein großer Fan von Neujahrsvorsätzen. Denn aus Erfahrung weiß ich, dass ich sie ohnehin nicht durchhalte und mir die Mühe sparen kann.
Statt mir also vorzunehmen, „rank und schlank zu werden“ und dafür „mehr Sport zu treiben“ (eine logische, wenn auch kaum vorstellbare Voraussetzung), will ich im nunmehr zweiten Jahr dieser beispiellosen Pandemie vielmehr eines erleben: dass ich endlich wieder in eine Bar oder ein Restaurant gehen, Freunde im Ausland besuchen oder ohne Groll in unmaskierte Gesichter blicken kann.
- Hast du im Zuge deiner beruflichen Laufbahn Veränderungen im Sprachgebrauch beobachtet?
Ich weiß nicht, ob das als Antwort auf eine arbeitsbezogene Frage gilt, aber mir ist aufgefallen, dass junge Menschen heute das Wort „sick“ im Sinne von „excellent“ verwenden.
Klar, Jugendliche sprechen immer ihren eigenen Slang. Auch in meiner Jugendzeit in London haben wir Ausdrücke verwendet, die speziell von Leuten meines Alters in meinem Stadtteil benutzt wurden. Das passiert laufend, in jeder Sprache dieser Welt.
Als ich aber hörte, dass die Schweizer Tennislegende Roger Federer seinen Sieg in Wimbledon als „sick“ bezeichnete, war ich sehr überrascht. Dass ein Erwachsener – und dann auch noch ein Nicht-Muttersprachler – ein Wort so verwendet, wie ich es bislang nur von meinen Nichten und Neffen kannte, fand ich dann doch wirklich erstaunlich.
- Welchen Tiernamen magst du am liebsten in seiner wortwörtlichen Bedeutung?
Einer meiner liebsten Tiernamen im Deutschen ist die köstlich akkurate Beschreibung einer typischen Handlung des bezeichneten Tieres. Auch in vielen anderen Sprachen greift der Name dieses Verhalten auf. Es geht um „raccoon“ oder eben den Waschbär, der sein Futter vor dem Verzehr gerne kurz abwäscht und damit seinem Namen alle Ehre macht.
Ironischerweise ist die Etymologie des englischen Begriffs ähnlich, wenn auch den meisten englischen Muttersprachlern unbekannt. Es handelt sich um ein Lehnwort aus Powhatan, der mittlerweile ausgestorbenen Sprache der Ureinwohner des heutigen US-Bundesstaates Virginia, und bedeutet „Tier, das mit seinen Händen kratzt“.
Das deutsche Wort begeistert mich deshalb so sehr, weil es häufig in der liebevoll-neckischen Beschreibung korpulenterer Menschen (wie mir) auftaucht: Anstelle eines muskulösen „Waschbrettbauchs“ ohne auch nur ein Gramm Fett habe ich eben einen „Waschbärbauch“ – rund, niedlich und behaart!
- Ist das Glas halbvoll oder halbleer?
Kommt definitiv auf den Inhalt des Glases an! Aber im Allgemeinen bin ich eher pessimistisch eingestellt, dann kann man wenigstens nicht enttäuscht werden.
- Homeoffice: Top oder Flop?
Ich dachte immer, dass ich es absolut furchtbar finden würde, wenn ich daheim arbeiten müsste, ganz allein und ohne Menschen zum Schwatzen. Instant Messaging, Videoanrufe und ähnliche Vorzüge der modernen Welt machen die Arbeit an meinem „Schreibtisch“ (oder besser gesagt: Esstisch) für mich aber doch absolut erträglich. Unsere räumliche Trennung überbrücken meine Kollegen und ich – übrigens sehr gern und häufig – mit Telefonaten und Textnachrichten.
- See oder Meer?
Oha, eine psychologisch tiefgehende Frage! Sehne ich mich eher nach der unbezähmbaren Weite des offenen Meeres oder nehme ich lieber mit einer überschaubaren Pfütze Vorlieb? Das Zünglein an der Waage bilden die Tsunamigefahr und der eklige Salzwassergeschmack, wenn mir plötzlich eine Welle ins Gesicht schwappt. Wenn ich also wählen muss, dann gehe ich lieber an den See!