Aus der Zeilenschmiede: Solveig Rose-Mollard
In dieser Folge: Solveig Rose-Mollard, Key Account Manager & Translator
- Was hast Du Dir für 2021 vorgenommen?
Normalerweise halte ich nichts von guten Vorsätzen zum Jahreswechsel. Meine Devise: Wenn ich etwas in meinem Leben ändern will, warum nicht sofort? Von der bin ich 2021 aber abgewichen und habe mir vorgenommen, mich mit regelmäßigem Krafttraining im Keller (das ich in allen Variationen unglaublich öde finde) auf die Zeit vorzubereiten, wenn Badminton wieder erlaubt ist und wieder Wettkämpfe stattfinden. Das hat auch hervorragend geklappt – mindestens zwei Wochen lang! Danach hat es mich dann doch wieder mehr nach draußen in Laufschuhe, Inliner und auf den Fahrradsattel gezogen. Wenigstens über Ausdauerprobleme kann ich mich nun also nicht beschweren.
- Hast du im Zuge Deiner beruflichen Laufbahn Veränderungen im Sprachgebrauch beobachtet?
Ich habe oft den Eindruck, dass Texte vielfach mit Schlagworten angereichert sind. In unserer schnelllesigen Zeit ist das auf die Tatsache zurückzuführen, dass das Zielpublikum Inhalte meist querstudiert oder überfliegt. Das lässt manchmal den Zusammenhang innerhalb des Satzes und zwischen den Gedankengängen verschwimmen. Beim bloßen Lesen fällt das nicht auf, doch beim Übersetzen kann es sehr knifflig sein, den Sinn korrekt zu deuten und in der Zielsprache darzustellen, ohne dabei die Schlagworte außer Acht zu lassen – die ja aus gutem Grund verwendet wurden. Andererseits entstehen daraus meist sehr idiomatische Formulierungen, die authentisch und nicht „einfach übersetzt“ wirken. Und noch einen Vorteil bietet diese scheinbare Textschwäche: Sie zeigt auf, weshalb maschinelle Übersetzung bisweilen einfach versagt – denn ohne sprachliche und auch kulturelle Spitzfindigkeit sorgt ihr Produkt in solchen Fällen in den meisten Sprachen für völlige Ratlosigkeit.
- Welchen Tiernamen magst Du am liebsten in seiner wortwörtlichen Bedeutung?
Nicht direkt ein Tiername, aber eine interessante Parallele bei idiomatischen Redewendungen aus dem Tierreich in Deutschland und Frankreich: Um ein Adjektiv zu unterstreichen, sagen wir hierzulande in der Umgangssprache „saugut“, „sauschwer“, „sauwichtig“. In Frankreich wird hier die Kuh herangezogen: „vachement bon“, „vachement intéressant“. Obwohl ich beide Ausdrücke seit Langem verwende, ist mir dieser Zusammenhang erst kürzlich aufgefallen. Sauwitzig!
- Ist das Glas halbvoll oder halbleer?
Kommt darauf an, was drin ist. Will heißen: Ich neige meistens dazu, mir das Positive an der Situation herauszupicken. Auf das Bild übertragen, würde ich also bei einem schönen Glas Rotwein sagen „halbvoll“. Schenkt mir das Leben hingegen einen bitteren Kräutertee ein, kann ich mich mit „schon halbleer“ trösten.
- Homeoffice: Top oder Flop?
Auf dem Weg vom Schlafzimmer ins Heimbüro gibt es selten Stau und der Arbeitsplatz lässt sich ab 20 Grad Außentemperatur spielend leicht in den Garten verlegen. Außerdem ist die Freizeit- und Familiengestaltung deutlich flexibler, als wenn ich erst nach Hause fahren müsste. Um es mit den Worten meines Bankers auszudrücken: optimalst.
- See oder Meer?
Warum „oder“? Im Urlaub in Irland sind wir zum Sheep’s Head gewandert. Hinter einem recht steilen Felsenanstieg lag plötzlich ein riesiger See zu unseren Füßen und dahinter die Weiten des Atlantiks – atemberaubend schön!